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Kaffee

von Bjarni Jónsson
aus dem Isländischen
von Karl Ludwig Wetzig
Regie: Klaus Mehrländer
Produktion: WDR 2000/ca. 60'


Kaffee, "die schwarze Finsternis, die Isländer bei jeder Gelegenheit unablässig in sich hineinschütten", so das Zitat zu Beginn des Stücks, bezeichnet auch die Flüssigkeit, die - ähnlich dem Meer, das die Insel umgibt - die Härte der Worte umspült, mit denen sich die Familienmitglieder in gewohnter Regelmäßigkeit verletzen und erniedrigen. Aber auch Alkohol wird benötigt, so, wenn das ereignislose Leben zelebriert werden soll, wie bei Siddi, dem jungen Mann von Margrét, der ansonsten nur auf dem Fußballplatz einen Standpunkt vertritt. Margrét hingegen, die von den Großstädten heimgekehrte Tochter, sucht im Schnaps ihr nach wie vor ruheloses Temperament zu ersticken, während ihr Vater, Manager im Fußballclub, mehr aus dem nagenden Wissen um seine Angst und Feigheit vor dem Leben dem Alkohol sehr nahe steht.
Seinen allein lebenden Vater dagegen quält das dunkle, schwere Gewissen, das ihn beständig an den aufmüpfigen Sohn erinnert, der im Meer sein Leben ließ, als er gezwungen wurde, als Matrose seinen Unterhalt zu bestreiten. Die neuen Katastrophen, die trotz des öden Alltags im Herbst zwischen Freitag und Sonntagmorgen eintreten, sind verstörend, doch nicht, weil sich Leidenschaft und Tatendrang dahinter verbergen, sondern die pure Trägheit und Gleichgültigkeit. Und es sind nicht Elfen und Trolle, die das Dasein der Erdenbewohner ein wenig verzaubern, sondern der tote Geist des Ertrunkenen, der dem Bruder und dem Vater zuweilen die Ehre erweist.

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